Zudem beschäftigten sich Ärzte häufig nur oberflächlich mit den kleinen Patienten, bemängelt der Psychologe: „In meine Praxis kommen Kinder, denen der Arzt nach einem zehnminütigen Gespräch die Diagnose „ADHS“ gestellt hat.“
Auch die Therapie ist vielen ADHS-Kritikern ein Dorn im Auge: „Leider ist es in der Praxis so, dass Ärzte meist ausschließlich Psychopharmaka verschreiben und die wichtigen übrigen Therapien vernachlässigen“, kritisiert Hans-Reinhard Schmidt. „Das ist ein Skandal!“
Tatsächlich können Medikamente Kindern helfen, überhaupt erst Zugang zu einer Psychotherapie zu finden. Auf keinen Fall sollten Betroffene als einzige Maßnahme die Tabletten über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg einnehmen. „Das Ziel sollte sein, dass man durch begleitende Maßnahmen das Medikament langsam immer niedriger dosieren kann, bis es schließlich überflüssig wird“, fordert Schmidt.
Wichtiger sei es, die Grundstörungen zu beseitigen. „Methylphenidat heilt ja nicht, sondern lindert bestenfalls die Symptome“, betont Hans-Reinhard Schmidt. Er rät betroffenen Eltern, zusätzlich zum Kinderarzt eine Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen. „Bundesweit helfen über 1000 dieser Stellen Eltern und betroffenen Kindern kostenlos und qualifiziert. Sie bemühen sich, mit dem behandelnden Arzt zusammenzuarbeiten“, empfiehlt er. Eltern sollten sich einen Arzt aussuchen, der mit der Erziehungsberatungsstelle zusammenarbeitet.
Quelle: Focusd online