Entgegen eines reduktionistischen Verständnisses ist das Kind weder ein Reiz-
Reaktions- Wesen, dessen Fühlen und Verhalten sich kausal aus den Umweltreizen
heraus erklären lässt, noch ist sein Fühlen und Verhalten als Folge rein
neuronaler Abläufe zu verstehen, die somit das Wesen des Kindes auf die Funktion
der chemischen Botenstoffe reduzieren würde. Das Kind aber ist von Anfang
an Person, aktiver Mitspieler in seiner Entwicklung, so dass dessen Werden
nur aus einem Wechselspiel zwischen seiner Eigenaktivität und der Umwelt
heraus begreifbar ist! In diesem Verständnis sind Symptome und Verhaltensweisen
nicht Folge gestörter Stoffwechselprozesse, es sind Ausdrucksformen der kindlichen
aber noch unreifen Erlebens- und Gefühlswelt.
Diese Rubrik soll dem Leser einige Aspekte aus der Anthropologie, der Entwicklungspsychologie
und der Bindungsforschung näher bringen, die als Grundlage dienen können,
das Fühlen und Verhalten des Kindes besser zu verstehen.